Unterstützung für Kriegsdienstverweigerung in Kolumbien

Kolumbien ist eines der Länder mit dem am längsten andauernden bewaffneten Konflikt - mittlerweile mehr als 50 Jahre. Jahrzehnte von Krieg und Gewalt durch die militärischen Kräfte des Staates, Paramilitärs und verschiedene Guerillas haben zu einer Militarisierung des gesamten kolumbianischen Gesellschaft geführt. Nach mehreren gescheiterten Friedensprozessen haben der "Krieg gegen Terror" und dessen kolumbianische Entsprechungen, der "Plan Colombia" und "Plan Patriota", zu einer Eskalation des bewaffneten Konfliktes geführt.

In diesem Krieg begehen alle Seiten Grausamkeiten und Menschenrechtsverletzungen. Wenn es um die Praxis auf dem Schlachtfeld geht, ist es unmöglich, zwischen den verschiedenen bewaffneten Kräften zu unterscheiden - egal ob es nun die Regierungskräfte, Paramilitärs oder Guerillas sind.

Kriegsdienstverweigerung

Doch Kolumbiens Jugend hat die Schnauze voll. Sie haben genug von Krieg und Gewalt. Genug davon, auf der Strasse zusammengetrieben zu werden, und zwangsrekrutiert zu werden. Genug davon, hinter einer "libreta militar", der Militärdienstkarte, hinterherzurennen, ohne die sie die Universität nicht abschliessen können, keinen Führerschein oder Reisepass bekommen können - schlicht kein normales Leben leben können.

Die offiziellen Statistiken zeigen, dass eine grosse Zahl der Jugendlichen dem "Ruf zu den Waffen" des Staates gegen die Guerilla nicht folgen. Während die meisten sich einfach nicht für den Militärdienst registrieren und ein unsicheres Leben ohne Militärdienstkarte leben, jederzeit dem Risiko ausgesetzt, an einem Checkpoint oder bei einer Razzia rekrutiert zu werden, ist eine steigende Zahl von Jugendlichen auch bereit, sich in die offene Konfrontation mit dem Staat zu begeben und ihre Kriegsdienstverweigerung zu erklären. Auch wenn die Kriegsdienstverweigerung nach kolumbianischem Recht nicht anerkannt ist, so berufen sich die KDVer darauf, dass ihr Recht nach internationalen Standards anerkannt ist, welche - nach der kolumbianischen Verfassung - automatisch Teil des kolumbianischen Rechtes sind, gleichwertig mit den Grundrechte, wie sie in der selben Verfassung garantiert, und vom Staat ignoriert, werden.

In den letzten Jahren haben sich die KDV-Gruppen aus verschiedenen Regionen Kolumbiens zusammengeschlossen, und heute sind 13 Gruppen aus dem gesamten Land Mitglied in der Nationalen Versammlung der Kriegsdienstverweiger/ innen.

Schutz und Solidarität

Basierend auf dieser neu gewonnenen Stärke hat die Nationalen Versammlung der Kriegsdienstverweiger/innen einen Prozess begonnen, um ein nationales und internationales Unterstützungsnetzwerk für Kriegsdienstverweigerung in Kolumbien zu schaffen. Der internationale Tag zur Kriegsdienstverweigerung - der 15. Mai - ist Teil dieses Prozesses. Doch während dieses einmalige internationale Ereignis in Medellin wichtig ist, aufgrund der Sichtbarkeit, die es der Kriegsdienstverweigerung in Kolumbien bringt, wird andauernder Unterstützung noch viel wichtiger sein.

In Zusammenarbeit mit der Nationalen Versammlung der Kriegsdienstverweiger/ innen erstellt die War Resisters' International derzeit eine Datenbank der kolumbianischen Kriegsdienstverweigerer (in Kürze unter https://lists.wri-irg.org/codb erreichbar), und baut ein internationales Unterstützungsnetzwerk auf. Und am 15. Mai wird es auch die öffentliche Vorstellung der "Libreta objetor/a de conciencia" geben - die Kriegsdienstverweiger/ innen-Karte der WRI, die ein sichtbares Symbol der Kriegsdienstverweigerung als international anerkanntes Menschenrecht sein wird.

Auf eine Art ist die libreta objetor/a de conciencia eine Art "virtuelle Begleitung", ähnlich der physischen Begleitung, die Peace Brigades International für einige bedrohte MenschenrechtsaktivistInnen in Kolumbien (und anderswo) bietet. Doch all dies kann nur mit einem starken Solidaritätsnetzwerk funktionieren, das schnell auf Versuche, eine/n Kriegsdienstverweiger/in zu verhaften oder zu rekrutieren, reagiert.

Während die Nationale Versammlung der Kriegsdienstverweiger/ innen und die War Resisters' International sich bemühen werden, Informationen so schnell und so breit wie möglich zu verteilen, wann immer ein/e Kriegsdienstverweiger/in sich in Gefahr befindet, so muss doch auf diese Information auch so schnell und so breit wie möglich reagiert werden, wenn dies einen Einfluss auf die kolumbianischen Behörden haben soll. Setze Dich jetzt mit dem WRI-Büro in Verbindung, wenn Du Teil dieses "Schutzschildes" für kolumbianische Kriegsdienstverweiger/innen sein willst.

Andreas Speck

War Resisters' International 5 Caledonian Rd, London N1 9DX, Grossbritannien Tel +44-20-7278 4040 info@wri-irg.org /de

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