Dargestellte Mitgliedsorganisation : Finnische Vereinigung der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen

Aktivist nähert sich bewaffneten Soldaten
Author(s)
Kaj Raninen, AKL

Jeden Monat stellen wir eine andere WRI-Gruppe vor. Diesen Monat ist es die Finnische Vereinigung der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen (Aseistakieltäytyjäliitto, AKL).

Die Finnische Vereinigung der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen (Aseistakieltäytyjäliitto, AKL) wurde 1974 gegründet. In ihren Anfängen beschäftigte sie sich hauptsächlich mit Fragen des Zivildienstes unter dem Namen Vereinigung der Zivildienstleistenden (Siviilipalvelusmiesliitto). In den 80ern wurde die grundsätzliche Verweigerung in die Arbeit der Organisation einbezogen und ihr Name wurde 1987 in Vereinigung der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen (KDVG) umgeändert. Seit den frühen 90er Jahren hat sich das Tätigkeitsfeld der AKL ausgeweitet, und heute ist sie eine antimilitaristische Organisation, die sich auf Basisebene mit vielen verschiedenen Fragen im Zusammenhang mit Militarismus auseinandersetzt.

In Finnland gibt es weiterhin eine sehr ausgebreitete Wehrpflicht für Männer (etwa 65% der jungen Männer leisten Wehrdienst), so dass KDVG immer noch ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist. Wir helfen allen Menschen, die nicht wollen: denjenigen, die Zivildienst leisten wollen, Totalverweigerer und Menschen, die eine Freistellung vom Wehrdienst anstreben. Jedes Jahr wenden sich fast tausend Wehrpflichtige oder deren Verwandte/Freunde direkt an uns und bitten um Rat, und Zehntausende suchen auf unseren Webseiten Antworten auf ihre Wehrpflichtfragen. Wir setzen uns auch für die Verbesserung der Gesetzgebung ein, indem wir uns an öffentlichen Diskussionen beteiligen, Lobbyarbeit leisten, verschiedene Arten von Protesten durchführen und internationale Menschenrechtsorganisationen einbeziehen.

Die Militarisierung der Jugend ist auch in Finnland ein sehr wichtiges Thema. In Finnland geschieht dies hauptsächlich über das Wehrpflichtsystem, aber heutzutage ist das Militär auch in Schulen und bei einigen Jugendveranstaltungen stark vertreten. Seit Jahrzehnten organisiert die AKL eine "Anti-Einberufungs-Kampagne" während der Aufrufe im Herbst. Ursprünglich wurden in dieser Kampagne unsere Flugblätter über die Alternativen zum Militärdienst außerhalb der Einberufungszentren verteilt, aber heutzutage bemühen wir uns, Information auch in den sozialen Medien zu verbreiten. Im Sommer sind wir auch auf vielen Festivals vertreten. Andere finnische Friedensorganisationen haben auch Projekte, die jungen Menschen in Schulen Frieden und Gewaltlosigkeit beibringen.

Heutzutage haben wir auch viele Projekte, die nicht direkt etwas mit gewissensbedingter Kriegsdienstverweigerung zu tun haben. Seit den 90er Jahren beteiligt sich die AKL aktiv an internationalen Ungehorsamsaktionen gegen die NATO und Atomwaffen in England, Schottland, Belgien und anderswo. Seit fast 20 Jahren koordinieren wir die Food Not Bombs (Essen Nicht Bomben) Kampagne in Finnland und organisieren jeden Sommer ein internationales Food Not Bombs Camp in Helsinki. Und eines unserer wichtigsten Projekte für 2018 ist eine "Baltic Peace Exercise" (baltische Friedensübung), die im Sommer dieses Jahres in Finnland stattfinden wird und Aktivisten aus Finnland, Schweden, Russland und hoffentlich auch aus den baltischen Staaten zusammenbringen wird.

Finnland ist eine sehr militarisierte Gesellschaft, obwohl es auf den ersten Blick nicht den Anschein haben mag. Der finnische Militarismus ist teilweise in der Geschichte, in der Teilnahme Finnlands am Zweiten Weltkrieg und teilweise in der geografischen Lage Finnlands als Nachbar Russlands verwurzelt. Viele Menschen haben das Militär oder sogar die Wehrpflicht als Notwendigkeit gesehen, um sich vor einer möglichen Bedrohung durch einen unberechenbaren Nachbarn im Osten zu schützen. Die derzeitige angespannte Situation in Europa hat diese Unsicherheit in der finnischen Gesellschaft deutlicher zum Ausdruck kommen lassen.

AKL's logo

Dies prägt natürlich den Kontext, in dem wir arbeiten. Die Schaffung eines Zivildienstes, der nach internationalen Menschenrechtsstandards nicht diskriminierend ist, war eine zu schwierige Aufgabe für die finnischen Behörden. Finnland verhängt weiterhin bedingungslose Gefängnis- oder Hausarreststrafen über alle Totalverweigerer. Und bis zu diesem Jahrzehnt gab es kaum eine Diskussion über die Zukunft und die Rechtfertigung der Wehrpflicht. Jetzt gibt es sie, aber die in der öffentlichen Diskussion am meisten beworbene Idee ist es nicht, die Wehrpflicht abzuschaffen, sondern sie zu erweitern, vielleicht indem man eine Art "halbmilitarisierten" Pflichtdienst auch für Frauen schafft.

Doch auch in Finnland ändern sich die Dinge langsam. Die Diskussion um die "Reformierung der Wehrpflicht" ist ein Zeichen dafür, dass die traditionelle finnische männliche Wehrpflicht in eine Krise gerät. Ideen zum "universellen Wehrdienst" sind nicht realistisch, da er nicht nötig ist, er wäre enorm teuer und würde wahrscheinlich gegen das Verbot von Zwangsarbeit in internationalen Menschenrechtsverträgen verstoßen. Der einzige Ausweg ist also die Schaffung eines militärischen Systems, das auf freiwilligen Soldaten basiert.

Im Februar entschied das Berufungsgericht von Helsinki, dass die Verurteilung von Totalverweigeren gegen die finnische Verfassung verstößt. Zur Zeit werden keine Totalverweigerer verurteilt, da die Gerichte andere Fälle aufgeschoben haben, bis das Oberste Gericht seine Entscheidung getroffen hat.

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