Leitartikel

2. Oktober 2014

100 Ausgaben des Zerbrochenen Gewehrs! Im März 1986 hat die WRI die erste Ausgabe des Zerbrochenen Gewehrs veröffentlicht (siehe Nummer 1 hier). In dieser Ausgabe heißt es: „Das ist die Probeausgabe einer neuen Veröffentlichung der Internationalen der Kriegsgegner/innen. Wir planen, sie alle zwei Monate herauszugeben.“ Dieser Rundbrief begann zuerst als Nachrichtenblatt mit nicht mehr als zwei Seiten A-4 und umfasste Geschichten aus dem WRI-Netzwerk, und über die Jahre hat er sich zur wichtigsten regelmäßigen Veröffentlichung der WRI entwickelt.

Um die 100. Ausgabe zu feiern, haben wir eine Reihe von Artikeln aus vergangenen Ausgaben ausgewählt, die einige wichtige Augenblicke hervorheben und auch einige der Hauptgebiete der Arbeit der WRI betreffen. Zur selben Zeit haben wir einige Artikel ausgewählt, die einige der Prozesse zeigen, durch die die WRI hindurchgegangen ist: in den frühen Ausgaben werdet ihr einen starken Schwerpunkt auf der Kriegsdienstverweigerung sehen – die ein zentraler Aspekt der Arbeit der WRI bleibt –, aber seit 1986 haben viele Länder, besonders in Europa, die Wehrpflicht abgeschafft. Als Folge davon mussten wir auf andere Formen schauen, wie die Militärs ihre Soldaten gewinnen, das WRI-Projekt „Gegen die Militarisierung der Jugend“ bezieht sich darauf. Geschlechtergerechtigkeit war immer ein Schlüsselelement der Analyse und Praxis der WRI. In all den Jahren lieferten die Frauenarbeitsgruppen einen geschützten Raum für Frauen, um ihre Erfahrungen auszutauschen und die WRI dazu zu bringen, immer eine Geschlechterbrille aufzubehalten. Die Bildung einer lesbischen Arbeitsgruppe zeigt, wie unsere Analysen und Praktiken jetzt auch eine binäre Interpretation des Geschlechtes infrage stellen.

Die Verpflichtung der WRI auf Gewaltlosigkeit ist in vielen Artikeln in diesen 100 Ausgaben präsent. Unsere Prinzipien der Gewaltfreiheit bleiben in vielen Variationen dieselben, wobei wir die Gewaltfreiheit nicht bloß als Werkzeug ansehen, das man von Zeit zu Zeit wählen kann, wenn es passt, sondern als Prinzip, das Hand in Hand geht mit unserer Erklärung der Ablehnung aller Kriege. Seit 1986 hat die Fähigkeit der WRI zugenommen, Gruppen zu unterstützen, die gewaltfreie Aktionen unternehmen, dank des Programms „Gewaltfreiheit“, aber auch dank immer mehr Mitglieder, die sich in gewaltfreien Aktionen engagieren. Die zweite Auflage des Handbuches für gewaltfreie Kampagnen der WRI reflektiert diese Lernerfahrungen und die reichen Erfahrungen des Netzwerks.

Wir eröffnen diese 100. Ausgabe mit einem Artikel der neu gewählten Vorsitzenden der WRI, Christine Schweitzer, die sich Gedanken macht über die sich wandelnde Natur des Krieges und die Strategien, dagegen anzugehen. In Christines eigenen Worten: „Wir sprechen heute auch von anderen Arten von Krieg. Wir sprechen von einem Krieg der Reichen gegen die Armen, der Weißen gegen die Schwarzen, vom Krieg gegen die Umwelt, Krieg gegen Frauen und LGBTQ-Menschen, Krieg gegen das nichtmenschliche Leben, etc. Krieg findet nicht nur statt, wenn eine Armee gegen eine andere marschiert (oder wenn eine Drohne, die von einer bequemen Position Tausende Kilometer entfernt gelenkt wird, Menschen tötet). Krieg ist da, wo immer Gewalt angewendet wird, um legitime Interessen zu unterdrücken, oder wenn strukturelle Gewalt herrscht.“

Da wir auf unsere 100 Ausgaben zurückschauen, ist dies die Zeit, um das Engagement der WRI für einen lang dauernden radikalen Wandel zu feiern. Selbst wenn der Wandel kommt, wird die WRI weiterhin das Zerbrochene Gewehr veröffentlichen.

Javier Gárate

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