Gewaltfreiheit in Afrika und die WRI

Hujambo!

Ich grüße Sie/Dich mit einem Ausdruck auf Swahili, der in Ostafrika weit verbreitet ist, und den mir mein Mentor und Kollege, der panafrikanische Pazifist Bill Sutherland, während einer Reise durch Tansania beigebracht hat, die wir unternommen hatten, um Präsident Julius Nyerere in Gespräche für unser Buch Guns and Gandhi in Africa zu verwickeln. Eine der Sachen, die Nyerere und Bill mir beigebracht haben ist dass – wie z.B. die dörflichen kollektiven Farmexperimente, die als Ujamma bekannt sind – es nicht wahr ist, dass Gewaltfreiheit in Afrika daran gescheitert ist, radikalen Wandel herbeizuführen. Die Wahrheit ist, dass Ujamma, wie auch eine unbewaffnete Revolution, nie wirklich versucht wurden.

Heute, viele Jahre nach dem Interview, erblickt eine neue Wahrheit in diesem Kontinent, der für lange Zeit als vom Krieg zerrissener Ort angesehen wurde, das Licht: von Ägypten bis Südaftika, von der Westsahara bis zum Kongo und nach Kenia und darüber hinaus, wird mit Gewaltfreiheit experimentiert! Mittels innovativer Basiskampagnen und inspirierender kleiner und großer Initiativen wachsen Kampagnen des zivilen Widerstandes in einer beeindruckenden Geschwindigkeit.
Hier sind nur einige Beispiele:

  • Die Wurzeln des sogenannten „arabischen Frühlings“ liegen in der 20.000-Menschen starken Saharawi-“Zelt-Stadt“, die vor weniger als zwei Jahren entstanden ist;
  • Die Umwälzungen des Frühlings des Jahres 2011 in Tunesien, Ägypten, Djibouti, Sudan, Somalia, Kamerun, der Elfenbeinküste, in Gambia und anderswo haben in allen diesen Ländern zu andauernden Kämpfen für mehr Demokratie und Macht an der Basis geführt;
  • Das West African Network for Peace-building stärkt auch weiterhin seine regionale Arbeit, einschließlich der Eröffnung eines neuen Peace Monitoring Centre in Ghana und der Zelebrierung des Internationalen Frauentages an verschiedenen Orten;
  • Trotz weit verbreiterter Repression haben kongolesische zivil-gesellschaftliche Organisationen Trainings durchgeführt, mit Schwerpunkt auf dem Empowerment Jugendlicher, Transparenz der Regierung, und dem Beenden politischer Gewalt;
  • In Rwanda und Burundi arbeiten Friedensfachkräfte und gewaltfreie AktivistInnen an einer tiefer gehenden Versöhnung in den beiden Ländern, unter Einbeziehung traditioneller Methoden—und sie bemühen sich darum, ihre Erfolge in der Region zu verbreiten;
  • Erst vor kurzem hat der führende politische Philosoph und ugandische Kommentator Mahmood Mamdani—die Möglichkeiten afrikanischer Bewegungen basierend auf Gandhi und Martin Luther King betrachtend—festgestellt, dass „wir gesehen haben, dass bewaffneter Kampf zu einem Machtmonopol führt … und es gibt Einigkeit dazu, dass Machtmonopole Teil des Problems sind;“
  • Trotz kürzlicher tragischer militärischer Einmischung in Mali wird die reiche und lange Tradition in diesem Land—einschließlich der friedlichen Revolution von 1991 und des herausragenden Gipfels Ende 2011 gegen den Landraub (über den ich in der aktuellen Ausgabe des Zerbrochenen Gewehrs der WRI berichte)—hoffentlich die Basis für eine bessere Zukunft bilden.

Im Juli wird die War Resisters' International—gemeinsam mit der südafrikanischen Mitgliedsorganisation Ceasefire und anderen Gruppen— ein besonderes Treffen afrikanischer TrainerInnen in Gewaltfreiheit durchführen, um erfolgreiche Methoden zu diskutieren und Strategien für den Aufbau eines panafrikanischen Netzwerkes zu diskutieren. Wir sind außerdem von Mitgliedern des Afrikanischen Nationalkongresses, einschließlich von Ela Gandhi (Enkelin von Mohandas Gandhi und ehemalige Parlamentarierin des ANC) eingeladen worden, auf einer Konferenz zu „Wurzeln und Früchten“ gewaltfreier Praxis zu reden. Gemeinsam werden wir daran arbeiten, dass die nächste große WRI-Konferenz (ehemals Dreijahreskonferenz), die im Jahr 2014 in Südafrika stattfinden soll, Form annimmt.

Tatsächlich sind viele Kontakte und UnterstützerInnen der WRI sehr zentral an den oben genannten Ereignissen beteiligt—gemeinsam mit vielen weiteren. Und die Geschichte der Arbeit der WRI mit afrikanischen Gruppen und Persönlichkeiten ist reich und tief gehend.
Es war im Jahr 1953, als Bill Sutherland, ein Kriegsdienstverweigerer des Zweiten Weltkriegs der in den USA mit der War Resisters League aktiv war, an Afrikas Goldküste zog, um dort für die WRI zu arbeiten, in enger Kooperation mit Kwame Nkrumah, der zur damaligen Zeit “Gandhi Afrikas” genannt wurde.

Der WRI-Vorsitzende Michael Randle und der Geschäftsführer der War Resisters League, Bayard Rustin kamen mit Sutherland und vielen anderen zusammen und gründeten das Sahara Protest Team, das von 1959-1960 gegen französische Atomwaffentests in Westafrika arbeitete. Mit Zambia’s Kenneth Kaunda, Tanzania’s Nyerere, A.J. Muste, Michael Scott und anderen halfen sie mit, das Pan African Freedom Movement zu gründen.

Der belgische Pazifist Jean Van Lierde war ein enger Gefährte von Kongo's Patrice Lumumba—und hat den Rest seines Lebens für Solidarität mit den Menschen im Kongo und in Afrika gearbeitet.

1986 veröffentlichte die WRI die Broschüre Gewalt in Afrika, eine Sammlung von Reflexionen von Pierre Martin zu den Ursachen und möglichen Lösungen zum Militarismus, der in vielen Teilen des Kontinents erfahren werden konnte. Ein Jahr später, bei der WRI-Dreijahreskonferenz in Haverford in Pennsylvania, berichteten Bill Sutherland, Indiens Narayan Desai, und Vietnams Vo Van Ai über die vorgeschlagen und stattfindende Arbeit zu „gewaltfreier Revolution und Entwicklungsländer“. Narayan setzte diese Arbeit in seiner Süd-Süd-Initiative zu gewaltfreiem Training fort, einschließlich während seiner eigenen Zeit als Vorsitzender der WRI, und seit seiner sehr aktiven „Pensionierung“.

In der Mitte der 80er Jahre, zur Hochzeit des Ausnahmezustandes und illegaler Festnahmen in Südafrika, waren Howard Clark und ich, mit starker Unterstützung des WRI-Netzwerks, unter den ersten nicht-AfrikanerInnen, die der aufkeimenden Bewegung gegen die Wehrpflicht (End Conscription Campaign) junger weißer Männer, die ihre Verweigerung des Militärdienstes mit ihrer Ablehnung des rassistischen Apartheidregimes verbanden, direkte Hilfestellung gaben.

Auf der letzten großen Konferenz der WRI konnten wir Berichte aus erster Hand zur Arbeit von Burindis Elavie Ndura, Kongos Justine Masika Bihamba, und von Ellen Chademana von Gays and Lesbians of Zimbabwe hören; Alan Ahvee informierte uns zu den andauernden Kampagnen gegen die Militärbasis auf Diego Garcia, und WRI-Ratsmitglied Abraham Mehretab berichte zur Situation in Eritrea, und ein aus mehreren Generationen bestehendes Team aus Südafrika trug dazu bei, uns für eine zukünftige Zusammenarbeit zu begeistern.

Wir sind bereit, auf all diese Initiativen aufzubauen. Wir haben die Kontakte und die Überzeugung. Das einzige, was uns wirklich fehlt, ist das Geld.

Wir brauchen Geld, um unsere südafrikanischen KollegInnen bei der Ausrichtung des Trainings im Juli diesen Jahres und der Konferenz im Jahr 2014 zu unterstützen. Geld ist notwendig, um die Reisekosten von TeilnehmerInnen aus allen Teilen Afrikas zu decken. Geld ist notwendig, um die Ergebnisse des Trainings zu drucken, und an alle die zu verteilen, die nicht teilnehmen konnten. Und Geld ist notwendig für die MitarbeiterInnen, die all das organisieren.

Und hier braucht die WRI Sie/Dich—unsere treuen und großzügigen UnterstützerInnen. Wir sind überzeugt davon, dass dieses Projekt zu einer entscheidenden Zeit für sowohl die Bewegungen in Afrika als auch die globale gewaltfreie Bewegung kommt. Die WRI ist in einer besonderen Lage um eine besondere Rolle zu spielen. Wir danken Ihnen/Dir schon jetzt für Deine/Ihre großzügige Spende.

Asante!

Matt Meyer
WRI Africa Support Network Coordinator

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