In Chile, in Lateinamerika und des gesamten Welt: INSUMISION (Totalverweigerung)

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Zum dritten mal hat die War Resisters' International fuer den Internationalen Tag zur Kriegsdienstverweigerung eine internationale Aktion und ein internationales Training organisiert. Nach Balkan und Israel lag der Schwerpunkt in diesem Jahr auf Chile und Lateinamerika - mit den zentralen Aktionen in Santiago de Chile. Andreas Speck, KDV-Campaigner der WRI, berichtet aus Santiago de Chile.



Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung in Chile

15. Mai, 10:45Uhr: vier chilenische AktivistInnen naehern sich Alameda und dem Altar de la Patria mit dem ewigen Feuer der chilenischen Nation. Sie positionieren sich "inkognito" in der Mitte der Alameda, auf dem Mittelstreifen der vierspurigen Strasse, gegenueber La Moneda, dem Praesidentenpalast. Sie teilen ihre Beobachtungen mehreren Gruppen von AktivistInnen aus Chile, Ecuador, Grossbritannien, Kolumbien, Mexiko, Paraguay, Spanien, Uruguay und Venezuela mit, die in der Metro-Station Universidad de Chile warten. 10:50Uhr: eine zweite Gruppe, bestehend aus 3 Personen aus Chile, Grossbritannien, und Paraguay, verlaesst die Metro-Station und naehert sich der Ecke Alameda und Zenteno-Strasse, am Hauptquartier des chilenischen Militaers. 10:55Uhr: Mehrere Gruppen verlassen die Metro-Station, und gehen in Ruhe zu Ecke Alameda und Zenteno-Strasse. Ploetzlich entrollt die erste Gruppe ein Transparent, direkt vor dem Eingang zum Hauptquartier des Militaers, auf dem steht "Keine Rekruten, keine Wehrfluechtlinge - Verweigerer, Totalverweigerer". Eine zweite Gruppe legte sich vor dem Transparent auf den Boden; andere malten ihre Umrisse mit Farbe auf den Buergersteig.

Ein zweites Transparent mit der Aufschrift "Gegen ein unterdrueckerisches Gesetz - Verweigerung, totaler Widerstand" wurde nur wenige Meter links vom Eingang entrollt. Hier schrieben andere geschwind "Keine Kriege, keine Dienste - Totalverweigerung" mit Farbe in grossen Buchstaben auf den Buergersteig. Bevor die Polizei, die aufgrund eines erwarteten Nazi-Aufmarsches am gleichen Ort in grosser Zahl praesent war, eingreifen konnte, waren die Slogans und Umrisse auf den Buergersteig gemalt. Die Anti-Aufstands-Polizei, Wasserwerfer, Traenengaswerfer waren da, doch die Polizei wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Als sie letztlich entschied, ihr Arsenal in Richtung unserer Aktion zu bewegen, war es bereits zu spaet. Nach ungefaehr 15 Minuten entschieden wir uns, den Platz zu verlassen, und wir begannen mit unseren Transparenten und dem Rufen von Slogans eine kleine Demonstration in Richtung des Plaza des Armas im Zentrum Santiagos, wo die Aktion endete.

Die oben beschriebene Aktion was das Resultat eines internationalen Seminar und Gewaltfreiheitstraining mit Kriegsdienstverweigerern aus mehreren lateinamerikanischen Laendern, organisiert gemeinsam von Ni Casco Ni Uniforme aus Chile und der War Resisters' International. Im Seminar berichteten KDV-AktivistInnen aus verschiedenen Laendern ueber die Situation in ihrem Land. Ein Aktivist aus Venezuela berichtete von der gesellschaftlichen Militarisierung im Land unter Praesident Chavez, mit Paramilitaers auf beiden Seiten, die jede/n einschuechtern, die/der nicht der vorgeschriebenen Denkrichtung folgt - entweder pro-Chavez oder pro-rechte Opposition. KDVerInnen aus Paraguay berichteten von ihrem Erfolg, mit mehr als 115,000 erklaerten KDVerInnen im Land, trotz des Fehlens eines KDV-Gesetzes (oder vielleicht gerade deswegen?). Die chilenischen AktivistInnen berichteten von ihrer Opposition zum Entwurf des Militaerdienstreformgesetzes, das eine unakzeptable KDV-Regelung beinhaltet, die nicht ihren Forderungen entspricht.

Das Training konzentrierte sich auf direkte gewaltfreie Aktion, und beinhaltete die Planung der gemeinsamen Aktion fuer den 15. Mai. Wir diskutierten den Prozess der Aktionsplanung, entschieden die Ziele der Aktion, und arbeiteten in Gruppen zu Aktionsideen. Zahlreiche Probleme mussten geloest werden: ein Nazi-Aufmarsch (gegen Homosexuelle), der fuer den gleichen Tag angekuendigt war, eine unerwartete Pro-KDV-Regelung Aktion von reformistischen Gruppen am gleichen Ort, und zahlreiche Praktikalitaeten. Als wir endlich die Aktion am Tag vorher in einem Rollenspiel simulieren konnten, sah es bei weitem nicht so aus wie oben beschrieben. Nichts funktionierte, und die "Aktion" endete in einem kompletten Chaos, in dem sich jede/r verloren fuehlte, und in dem die "Polizei" die Situation kontrollierte. Eine gute Auswertung verdeutlichte fuer jede/n die Notwendigkeit, in einer Aktion die eigene Rolle zu kennen - und dabei zu bleiben. Und das Resultat am 15. Mai verdeutlichte den Wert einer guten Vorbereitung.

Die Aktion war ein gutes Beispiel einer koordinierten Aktion mit Gruppen aus verschiedenen Laendern. Die meisten der lateinamerikanischen Gruppen, die an der Aktion teilnahmen, sind Teil von CLAOC, der lateinamerikanischen Koordination fuer Kriegsdienstverweigerung und Antimilitarismus, und einige sind auch Mitglied der War Resisters' International. Auf einem Treffen am 17. Mai diskutierte CLAOC Plaene fuer die Zukunft, unter anderem die Zusammenarbeit zwischen CLAOC und der WRI.

Die Aktivitaeten in Santiago zeigten, dass die lateinamerikanische KDV-Bewegung stark und lebendig ist, und eine klare antimilitaristische Perspektive hat, die ueber Kriegsdienstverweigerung als individuelles Recht hinaus geht. Ich bin sicher, dass wir in Zukunft mehr von CLAOC hoeren werden. Und ich bin sicher, dass die lateinamerikanischen Militaers lernen werden muessen, dass Antimilitarismus in ihren Laendern eine Kraft darstellt, die sie nicht ignorieren koennen...

Kontakte: Ni Casco Ni Uniforme Roberto Espinoza 1839 Santiago de Chile email info@objecion.clwww.objecion.cl

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