Türkei

In Antwort auf die wachsende Notwendigkeit von Solidarität mit der türkischen Zivilgesellschaft hat der Bund für Soziale Verteidigung – ein Mitglied der WRI in Deutschland – einen Crowdfunder gestartet, um unser Handbook for Nonviolent Campaigns auf Türkisch zu drucken. Dafür werden 1.400 Euros benötigt.

Das Geld wird an das Istanbuler Nonviolent Education and Research Centre gehen, das dann das Handbuch kostenlos an Teilnehmer*innen in seinen Workshops und Trainings für Gewaltfreiheit verteilen wird. Bitte helft Aktivist*innen in der Türkei, ihre Fähigkeiten in gewaltfreier Aktion dadurch zu verbessern, dass sie dieses Handbuch nutzen!

Hier geht es zu dem Crowdfunder. Er läuft noch bis zum 3. März. Danach sind aber auch Spenden auf das Konto des BSV unter Angabe des Zwecks „Handbuch Türkei“ möglich: http://www.soziale-verteidigung.de/ueber-uns/spenden/

Der Prozess gegen drei MenschenrechtsverteidigerInnen und Journalisten aus der Türkei, die vor Gericht stehen, weil sie an einer Kampagne zum Schutz der Meinungsfreiheit für eine pro-kurdische Tageszeitung teilgenommen hatten, begann in Istanbul am 8. November. Die WRI war wie viele weitere nationale und internationale Organisationen am Gerichtsgebäude, um Prof. Şebnem Korur Fincancı, die Präsidentin der Human Rights Foundation der Türkei und die Journalisten Erol Önderoğlu und Ahmet Nesin zu unterstützen. Mit 142 JournalistInnen hinter Gittern steht die Türkei auf Rang 151 von 180 Ländern in dem Index der Pressefreiheit der ReporterInnen ohne Grenzen 2016. Die WRI setzt ihre Unterstützung für MenschenrechtsverteidigerInnen und FriedensaktivistInnen in der Türkei im Rahmen ihrer Kampagne

Stop the Cycle of Violence in Turkey fort.

Mehr Informationen (auf Englisch) hier

Carol Thompson

Das strahlende Lächeln. Das ansteckende Lachen. Mit ihrem sonnigen Wesen zog sie Andere an, um zu debatieren und zu streiten, zu lernen und zu reflektieren. Tatkräftig und resolut, eine Leidenschaft für Gerechtigkeit, für ständiges Geben: das alles definiert Kayla Mueller, nicht ihre Gefangennahme durch ISIS, ihre Folter und ihr tragischer Tod mit 26 Jahren.

Wir unterstützen die Kriegsdienstverweigerungserklärung von Hilal Demir. Sie wurde zuerst veröffentlicht in Women and Conscientious Objection - An Anthology (Frauen und Kriegsdienstverweigerung - Eine Anthologie)

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Ich möchte nicht in einer Welt leben, die sexistisch, hierarchisch, autoritär, militaristisch und patriarchalisch ist.

Ich möchte nicht, dass sie mir ihre systemgestützte Schulbildung geben ...

Ich möchte nicht, dass Menschen in Kriegen sterben, weil sie getäuscht werden.

Ich möchte nicht, dass ich beweisen muss, dass ich ein vollständiges, intelligentes Wesen und Individuum bin - nur weil ich eine Frau bin.

Ich möchte nicht die Kriegspolitik des Staates und ihre Lügen einfach beiseite schieben.

Ich möchte nicht, dass das Militär Dummköpfe ausbildet, die in den Kriegen sterben ...

Ich möchte nicht, dass die Leute für mich entscheiden, ohne mich zu fragen ...

Ich möchte nicht, dass militaristischen Konzepte und Verhaltensweisen in unseren Bewegungen sind ...

Ich möchte nicht unter den patriarchalischen Regeln und Verhaltensweisen leben, die in mein Privatleben eindringen.

Ich möchte nicht, dass irgendjemand die sexuelle Identität von Menschen bestimmt.

Ich möchte nicht von Zuordnungen wie "Mutter", "Frau", "Tochter", "Freundin" bestimmt werden, nur weil ich eine Frau bin ...

Ich möchte nicht durch Grenzen eingezäunt leben müssen ...

Ich möchte nicht töten und getötet werden ...

Und ich lehne all das ab, indem ich meinem Gewissen zuhöre ...

Denn ICH MÖCHTE frei und glücklich leben, in einer Welt, in der es keinen Krieg oder jede Art von Gewalt gibt, anti-autoritär und ohne Grenzen.

Und Du?

Hilal Demir, 2005 Izmir

Im Frühjahr 2016 hat die WRI eine neue Kampagne gestartet, bei der es um die eskalierende Gewalt in der Türkei geht. Als Teil dieser Kampagne und auf Vorschlag von AktivistInnen der WRI aus der Türkei hin hatten wir eine Petition an die EU zu Händen der Hohen Repräsentantin für Auswärtige Angelegenheiten, Federica Mogherini, gerichtet. Die Petition rief die EU auf, die Situation in der Türkei nicht aus den Augen zu verlieren und auf die eskalierende Gewalt in dem Land zu reagieren.

von Vicdani Ret Derneği

Militärputsche haben überall, wo sie stattgefunden haben, Menschenrechtsverletzungen mit sich gebracht. An allen Orten, an denen eine Armee mit Gewalt die Kontrolle übernommen hat, wurden Gewaltstrukturen gefestigt, die davon betroffene Gesellschaft war einer Spirale der Gewalt ausgesetzt. Was wir seit der Nacht des 15. Juli erleben, ist eine Variante dessen.

Eine internationale Delegation, die von der WRI organisiert wurde, hat vom 25. bis 30. April die Südosttürkei besucht. Die Gruppe, die AktivistInnen aus Österreich, Deutschland, Spanien und Schweden einschloss, besuchte Diyarbakir, Cizre und umliegende Orte, die von den Ausgangssperren und dem bewaffneten Konflikt betroffen sind, der seit 2015 herrscht. Während ihres Besuches traf die Delegation PolitikerInnen, Friedens- und MenschenrechtsaktivistInnen in der Region. Die Gruppe kam zu dem Ergebnis, dass der gewaltsame Konflikt zwischen der Türkei und der kurdischen PKK der Zivilbevölkerung in den kurdischen Regionen der Türkei enormes Leid und Traumatisierung zugefügt hat.

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Internationale Delegation der WRI besuchte Diyarbakır und Cizre

"Europa hat uns vergessen", das ist die bittere Aussage, die in diesen Tagen so oft im Südosten der Türkei zu hören ist. "Wir dachten, Europa stände für Menschenrechte und Frieden. Aber im Gegensatz zum Krieg in der Türkei in den 90er Jahren kümmert sich heute niemand darum, was bei uns geschieht."

Kriegsdienstverweigungs-Gruppen aus dem östlichen Mittelmeerraum haben vor kurzem ein Statement herausgegeben, bei dem es um die fortdauernde militärische Krise in ihrer Region geht. Sie erklärten ihre Solidarität mit den Geflüchteten, die vor Krieg und Unterdrückung flohen und riefen die internationale Gemeinschaft auf, für die Gewalt in der Region friedliche statt militärische Lösungen zu suchen. „Die Reaktion der Welt auf die gegenwärtige regionale Gewalt“, so das Statement, „sollte sein, Gesellschaften aufzubauen, Geflüchteten zu helfen und zwischen Kriegsparteien zu vermitteln, nicht, Waffen zu verkaufen, zu bombardieren und Militärhilfe zu leisten“.

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Gemeinsame Erklärung

von Kriegsdienstverweigerungsgruppen aus dem östlichen Mittelmeer

Wir sind Kriegsdienstverweigerer aus der östlichen Mittelmeerregion. Unsere Region leidet schon lange unter Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Militarisierung, Besatzung und Kriegen, wie auch unter Armut, Analphabetentum, Hunger und fehlender sozialer Infrastruktur. In dieser schwierigen Zeit, wenn unsere Region noch stärker in ein Kriegschaos zu versinken scheint, erheben wir unsere gemeinsame Stimme für Frieden und gegen die Militarisierung.

Wie lassen nicht zu, dass dieser Kreislauf der Gewalt, der durch unterdrückerische Staaten und aufgrund wirtschaftlicher Interessen ausgelöst wurde, weiter fortbesteht. Wir weigern uns, Teil dessen zu werden. Wir weigern uns, in Feindschaft zu Völkern zu stehen, die einfach eine andere Nationalität oder Religion haben. Wir werden uns nicht in diese Kriege hineinziehen lassen und in Armeen, die Tod und Zerstörung in die Region bringen.

Tahir Elçi, Vorsitzender der Diyarbakir Bar Association, ein prominenter Menschenrechtsanwalt und sehr bekannte Person als “Friedensgesandter”, wurde am 28. November 2015 in Diyarbakir, Südost-Türkei ermordet. Er widmete sein Leben dem Frieden und den Menschenrechten. Seine letzten Worte während einer Pressekonferenz ein paar Minuten, bevor er erschossen wurde, waren: „Wir wollen keine Waffen, Zusammenstöße und militärische Operationen am Geburtsort und Zuhause so vieler Zivilisationen“.
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