Korea, Süden

Jungmin Choi

Mitglieder von „War Without War“ (Welt ohne Krieg) haben im März des vergangenen Jahres in Zusammenarbeit mit Andreas Speck von der Internationalen der Kriegsgegner eine Fortbildung zum Aufbau einer Bewegung abgehalten. Die Fortbildung nutzte das Modell des „Movement Action Plan“ (MAP, Aktionsplan für Bewegungen), um die Durchführung unserer Kampagne zu überprüfen, speziell in Bezug auf die Aufgabe des vorherigen Plans der Regierung, das Thema eines alternativen Dienstes aufzugreifen. Unsere Kampagne ist seit der Neubildung der gegenwärtigen Regierung zum Erliegen gekommen.

Das unsichtbare Gefängnis nach dem Gefängnis

Neulich fand ich beim Lesen einer Zeitung die Worte einiger junger Mädchen, die von zuhause weggegangen waren: "Wenn ich überleben will, darf ich den Leuten nicht vertrauen." Exakt diese Worte hörte ich dauernd, während ich im Gefängnis saß.

Nach meiner Entlassung schrieb ich nicht. Ich wollte, aber es war zu schwierig für mich. Obgleich ich fühlte, dass etwas in mir brodelte, konnte ich nicht herausfinden, was es war. Ich fühlte mich hilflos; ich konnte mich nicht aufraffen, irgendetwas zu tun. Ich wollte keine Leute treffen. Zu diesen Zeiten war ich besessen von dem Gedanken, alleine zu bleiben. Da ich schüchtern bin, fühlte ich mich, als hätte ich vergessen, wie man ebenbürtige Beziehungen hat. Ich war von der Angst davor überwältigt, wie Andere mich akzeptieren würden. Ich habe auch nichts getan, was mir Verluste einbringen könnte. Wiederum habe ich mich selbst gefragt, ob ich die Tatsache, dass ich im Gefängnis saß, als Ausrede benutzte, um mein wahres Ich zu verbergen. Was, wenn Gefängnis sich überhaupt nicht von der Gesellschaft unterscheidet? Ich war verwirrt über meine Entlassung in die wilde Realität, die ich vorher nicht erkannt hatte.

Liebe Freunde,

mein Name ist Hülya Üçpınar. Ich bin Menschenrechtsanwältin in der Türkei. Ich bin gerade von einem Austausch zu Gewaltfreiheitstraining unter der Leitung von War Resisters' International zurückgekommen. Diese Veranstaltung brachte mir den eindeutigen Beitrag des WRI zu den Friedens- und Antimilitarismus-Bewegungen ins Gedächtnis zurück.

Grundsätzlich sind die War Resisters' International (WRI) ein Netzwerk. Wir sind ein Kollektiv gleichgesinnter Gruppen, die alle gegen Militarismus und Kriegstreiberei in unseren eigenen Ländern kämpfen. Unterstützt von 2 Angestellten geben WRI-Mitglieder auf der ganzen Welt sich gegenseitig lebenswichtige Solidarität und Ermutigung.

Von Angie Zelter

Fünf Jahre lang haben die Dorfbewohner von Gangjeong auf der Insel Jeju in Südkorea sich gewaltfrei und tapfer gegen den Bau eines Flottenstützpunktes auf ihrem Land gewehrt. Der geplante Flottenstützpunkt der ROK (Streitkräfte Südkoreas) würde 50 Hektar erstklassigen Bauernlandes beanspruchen, für eine unbegrenzte Nutzung durch Flotte und Militär der Vereinigten Staaten verfügbar sein und würde daz verwendet werden, Flugzeugträger, Atom-U-Boote und AEGIS-Kriegsschiffe zu beherbergen, die Teil des Anti-Raketen-Verteidigungssystems (MD) der USA sind. Es ist auch wahrscheinlich, dass der Stützpunkt im Konflikt mit China verwendet würde, den die USA planen und auf den sie sich offen vorbereiten. Das US-Weltraumkommando hat in einer Computersimulation einen Erstschlagsangriff auf China durchgespielt (unter den Voraussetzungen des Jahres 2016) und das MD (in Wirklichkeit ein Raketenangriffssystem) ist ein Schlüsselteil der Erstschlagsstrategie der USA. MD-Systeme sind nachgewiesenermaßen auch Anti-Satelliten-Waffen, und sie befördern einen neuen Rüstungswettlauf mit Russland und China.

Ich habe einen Freund aus den USA, der vor ein paar Jahren einige Zeit in Korea verbracht hat. Ich erinnere mich daran, wie er einmal zu mir sagte, dass seine Familie ihm oft erzählen würde, dass er zurückkommen solle bevor ein Krieg zwischen Nord- und Südkorea ausbricht. Nachdem ich das hörte bemerkte ich, dass die Leute außerhalb Korea viel mehr über einen Krieg oder eine militärische Auseinandersetzung nachdachten als die Leute, die in Korea selbst leben. (...)

Frei oder eingesperrt sein? Das ist eine unvermeidbare, akute Frage. Die Welt, in der wir leben ist, auf globalem Level gesehen, ständig im Krieg. Deshalb ist es auch nicht sehr überraschend, das wir zur Zeit, Anfang Januar 2009, den Krieg in Gaza miterleben. Das 20. Jahrhundert wird als ein kriegerisches Zeitalter in Erinnerung bleiben und so mit Wahrscheinlichkeit auch das 21. Jahrhundert. Die USA startete den Krieg gegen den Terror nach den Angriffen des 11. Septembers. Der Irak-Krieg war nichts anderes als ein weiterer grausamer Krieg. Der Irak und die Terroristen galten nicht nur als Feinde der USA, sondern es wurde von den USA klar erklärt, das dies ein Krieg gegen „das Böse“ sei. Zu erklären, wer „das Böse“ ist, verlangt große Achtsamkeit.

Am 1. Dezember 2005 habe ich mit zwei weiteren Kriegsdienstverweigerern eine Pressekonferenz einberufen um unseren Widerstand gegen den Militärdienst zu erklären. Seit meinem Engagement in der Studentenbewegung habe ich angefangen darüber nachzudenken den Militärdienst zu verweigern, nicht als Pazifist, sondern als eine Form radikalen Widerstands gegen den Staat. Interessanterweise habe ich erst nach meiner Entscheidung, ein Kriegsdienstverweigerer zu werden, versucht als Pazifist zu leben.

Während meiner Zeit an der Universität hab ich mich an zahlreichen Studentenbewegungen beteiligt. Diese Erfahrung hat mich sogar nach meinen Abschluss noch beeinflusst. Ich hab mich mit der Überlegung Soldat zu werden sehr unbehaglich gefühlt. Ich finde es sehr schwierig Befehle auszuführen ohne sie zu hinterfragen, meine größte Befürchtung war jedoch, das zwanghafte, hierarchische und gewalttätige Wesen des Militärs.

Seit 1950 sind US-Streitkräfte in der Republik Korea (Südkorea) stationiert. Ihre eigentliche Hauptaufgabe war es jegliche mögliche militärische Bedrohung von Seiten der Volksrepublik Korea (Nordkorea) zu unterbinden. Die sogenannte Global Posture Review der USA veränderte jedoch die Rolle der Truppen in Korea von einer stationären Armee in ein regionales Zentrum für schnelle Eingreiftruppen, die zu präventiven Schlägen fähig sind.

Die Republik Südkorea unterhält ein sehr striktes Wehrpflichtsystem. Junge Männer werden in dem Jahr, in dem sie 18 werden, automatisch für die Wehrpflicht registriert. Dem folgt mit 19 die medizinische Eignungsprüfung. Die Wehrpflicht besteht bis zum 31. Lebensjahr, im Fall von Wehrpflichtvermeidern jedoch bis zum 36. Lebensjahr.

Die südkoreanische KDV-Bewegung ist noch sehr jung. Sie geht zurück auf das Jahr 2000, als Menschenrechtsorganisationen sich zum ersten Mal zusammenschlossen, um das Schicksal der Zeugen Jehovahs in die Öffentlichkeit zu bringen, die seit 1939 aufgrund ihrer Kriegsdienstverweigerung ins Gefängnis gegangen sind. Seitdem sindf mehr als 10 000 Zeugen Jehovahs wegen ihrer Kriegsdienstverweigerung ins Gefängnis gegangen, und vielen Wehrpflichtigen und politischen Gefangenen war dies bekannt, doch es erreichte trotzdem nicht das öffentliche Bewusstsein. Dies änderte sich erst im Jahr 2000, und im Dezember 2001 wurde eine neue KDV-Bewegung geboren, als Oh Tae-yang, ein Pazifist und Buddhist, seine KDV erklärte.
Neun Jahre und mehr als 5 000 KDVer später (die große Mehrheit noch immer Zeugen Jehovahs) gibt es in Südkorea noch immer kein Recht auf KDV, trotz einiger beeindruckender Erfolge.

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