Tag der Geschlechter
Tag der Geschlechter: Ein gewaltiger Schritt vorwärts in der Geschichte der WRI?
"Dieser Tag war ein Erlebnis. Als ich 1979 bei WRI anfing, konnten viele Männer nicht akzeptieren oder verstehen, warum Frauen ihren eigenen Raum und ihre eigenen Konferenzen haben sollten. Nach einiger Zeit bildeten wir die Arbeitsgruppe 'Frauen'. Eines ihrer Ziele war und ist, die Themen der WRI aus einer mehr geschlechtsspezifischen Perspektive zu betrachten. "Aber der Tag der Geschlechter war kein Frauentag. Tag der Geschlechter bedeutete, daß wir die Welt aus beiden Perspektiven ansehen wollten, der der Männer und der der Frauen. Selbstverständlich haben wir unterschiedliche Perspektiven gewählt, wie Sprache, Rasse, Religion, Identität. Wir können die Welt aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln sehen. Und - nach vielen Jahren der Arbeit am Rande der WRI-Familie - wählten wir deises Mal den geschlechtsspezifischen Blickwinkel. "Ich danke, daß war ein gewaltiger Schritt vorwärts in der Geschichte der WRI."-Ellen Elster
"Auch nur ein ganz gewöhnlicher Tag" - so lautete einer der Kommentare zu dem Tag der Geschlechter, wahrschein ein frustrierter. Während dieser Tag für WRI eine wichtige Erfahrung darstellte und die Bereitschaft zeigte, diese Frage aufzugreifen, zeigte er auch, daß es immer noch die Frauen sind, die sich Ihres Geschlechtes und dessen Bedeutung am bewußtesten sind.
Ein paar allgemeine Probleme wurden durch die Widmung eines Tages für das Thema Geschlechter hervorgerufen. Dieses Thema "ist eine Frage, die nicht innerhalb von Minuten abgehandelt werden kann, da wir Vertrauen ineinander haben müssen", sagte eine/r der ReflektorInnen. Viele Leute kannten sich vorher nicht. Es gab nicht genug Zeit, die Clichés zu übergehen, tieferes Verständnis für diese komplexe Frage zu bekommen. Und der/die gleiche ReflektorIn bemerkte: "die Männer hatten nicht genug Vertrauen, um persönlich zu werden; manche fühlten sich von dem Thema bedroht. Sie akzeptierten, daß die "Geschlechter" das Thema des Tages waren, waren aber nicht in der Lage, dieses Thema über einen unpersönlichen und akademischen Weg hinaus anzugehen." Einige zogen sich sogar zurück. Während der Abendplenarsitzung machte eine der Frauen eine wichtige Bemerkung, die vielleicht ein paar der Schwierigkeiten dieses Tages erklärt. Sie sagte, daß dieser Tag für die meisten Frauen wahrscheinlich das erste Mal war, daß sie geschlechtsspezifische Fragen in gemischten Gruppen diskutieren konnten. Und für die meisten Männer war es die erste Gelegenheit, solche Fragen in Gruppen zu diskutieren.
Einige der Kommentare während der Diskussionen hoben die Schwierikeiten des Themas hervor: "Männer agieren, Frauen passen sich an." "Ich folge nur meinem Gewissen". Dazu bemerkte eine/r der ReflektorInnen, daß "es für eine Frau schwer ist, dies zu sagen, unter dem Druck von außen, sich anzupassen". Besteht das Problem darin, daß Männer nicht zugeben wollen, daß sie sich auch anpassen, daß ihr "Agieren" Teil des Anpassens ist?
Die Rolle der ReflektorInnen
Zumindest die Anwendung der "Reflektor"-Methode machte diesen Tag zu einem außergewöhnlichen. Sechs Personen (vier Frauen und zwei Männer) wurden ausgewählt, um die Diskussion in den Themengruppen, Workshops und in der Zeit dazwischen zu beobachten. Sie erstatteten während der Plenarsitzungen am Abend Bericht. Das bedeutete, die während der Diskussion über "Geschlechter"-Themen in gemischten Organisationen, wie WRI, vorhandenen Schwierigkeiten aufzuführen.
Aber es war eine ambivalente Erfahrung. "Vielleicht hatte man das Gefühl, daß die Anwesenheit von ReflektorInnen die Spontanität der Diskussion beeinflußte und dadurch wußten viele unsere Gegenwart nicht zu schätzen", sage eine/r der ReflektorInnen. "Aber andererseits ist es wichtig, daß die Anwesenheit der ReflektorInnen vielleicht die Leute doch dazu brachte, über "Geschlechter"-Themen zu diskutieren.
Die ReflektorInnen sammelten eine Menge Eindrücke. "Aber die positive Energie des Tages spiegelte sich nicht in den Plenarsitzungen. Ich denke, daß das Output in den Plenarsitzungen dem nicht angemessen war," überlegt eine/r der ReflektorInnen. Das war das Ergebnis einer Fehlplanung des Tages. Die ReflektorInnen hatten nur 1 ½ Stunden Zeit, ihre Präsentationen vorzubereiten.
War der Tag ein Erfolg? Kommentare von zwei ReflektorInnen: "Trotzdem spürte ich - besonders gegen Abend - daß die Grenze überschritten wurde, wo innerhalb einer gemischten Gruppe ein wirkliches und aufrichtiges Verstehen herrscht." "Ich war gerne ein/e ReflektorIn während des Tags der Geschlechter und freue mich, daß doch ein bißchen Fortschritt erzielt wurde. Jetzt müssen wir sehen, daß dieses Ereignis (dieser besondere Tag) in den Alltag der WRI-Familie übertragen und zur Normalität wird." "Jeder Tag ist ein Tag der Geschlechter."
Bericht von Andreas Speck und Majken Sørensen
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