David gegen Goliath: Wie Solidarität kleinen Bewegungen zu großen Erfolgen verhelfen kann

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People take part in a protest on Sinjajevina. One participant is on horseback
Ein Protest gegen den militärischen Übungsplatz in Sijajevina
Author(s)
Milan Sekulovic

In meinem Heimatland gibt es ein Sprichwort, das lautet „ein hornloser Bock kämpft nicht mit einem gehörnten“. Dieses Sprichwort rät, einen Kampf zu vermeiden, wenn der Gegner einen wesentlichen Vorteil dir gegenüber hat. Etwas Ähnliches gibt es auch in der biblischen Geschichte von David und Goliath, die zwei Gegner unterschiedlicher Stärke beschreibt. Goliath ist ein Riese, stark, rücksichtlos und gnadenlos, wogegen David ein schwacher, kraftloser Junge ist, der dennoch für eine gerechte Sache kämpft und siegreich aus dem Kampf hervorgeht. Für mich ist ein wichtiges Detail, dass David ein Schäfer ist. Das reflektiert einen Teil meines Lebens. Obgleich ich jetzt Journalist und Aktivist bin, habe ich die Schafe meiner Familie zu den Weiden des Sinjajevina Berges in Montenegro geführt. Während dieser Zeit las ich die Geschichte von David und Goliath. Könnt Ihr Euch denken, auf wessen Seite ich war?

Im 21. Jahrhundert sind soziale Bewegungen die modernen Davids, die für Recht und Gerechtigkeit kämpfen. Leider sind die Staaten zu Goliaths geworden. Obwohl sie sich formell um die Menschen kümmern, missachten sie diese am Ende doch und handeln in ihrem eigenen Interesse. Große profitgetriebene Firmen wurden auch zu Goliaths. Sie verschlingen den Planeten und seine Bewohner. Goliaths haben Geld, Macht undWaffen, aber sie sind in der Minderheit, weil sie nicht bereit sind, mehr zu werden und die Gewinne zu teilen. Die einzige „Waffe“, die David heutzutage im Kampf ums Überleben hat, ist Solidarität. Und genau diese Stärke der Solidarität wird Goliath immer durch die listige Taktik von "spalten und besiegen“ angreifen. Deshalb muss Solidarität der Schlüssel zu unserem gegenwärtigen Kampf sein. In ihr steckt die Kraft. Wir werden in dem Kampf für Recht und Wahrheit oft als klein und schwach angesehen, unvorbereitet für die Konfrontation mit einer viel stärkeren Kraft als wir sie sind,

Die Menschen von Sinjajevina haben seit Jahrhunderten ihr Land als Weidegrund genutzt. Wir haben das Land geformt, die Biodiversität angereichert; aber die Regierung möchte uns das Land wegnehmen, damit es durch die mächtigste Militärallianz, NATO, als Übungsgelände genutzt werden kann. Mächtige Entscheidungsträger handeln als ob wir nicht da wären und dies nicht das Land wäre, das uns und Montenegro ernährt.

Aber es wird immer mindestens eine Person geben, die sich dagegen auflehnt, und dann werden andere folgen. So steht es heute in Sinjajevina, wo wenige eine Bewegung gegen das Militärgelände starteten, als dieses 2019 in Sinjajevina eröffnet wurde. Heute umfasst diese Bewegung praktisch alle Sinjajevinaner und tausende Menschen auf der ganzen Welt! Wenn wir heute nicht vereint und solidarisch sind im Kampf für Recht und Gerechtigkeit, werden wir morgen alle Sklaven der Goliaths sein. Wir müssen unsere Kriegsbeile begraben, die aus kleinen Differenzen und kurzfristigen Interessen bestehen, um eines höheren Ziels willen: dem Sieg von Gerechtigkeit, Menschenrechten und der Bewahrung unseres Planeten Erde.

Die montenegrische Regierung deklarierte 2019 den Berg Sinjajevia als militärischen Übungsplatz. Diese Entscheidung rief Proteste von der örtlichen Community hervor. Diese forderte, dass der Berg zum Schutzgebiet erklärt wird. Man nannte uns Antistaatselemente, ausländische Agenten, die das Land und die Armee zerstören wollten. Die Regierung log uns offen an, indem sie behauptete, der Übungsplatz sei nur für die montenegrische Armee gedacht (Montenegro hat gerade mal ein bißchen mehr als 2000 Soldaten, und der Übungsplatz bedeckt eine Fläche von 7500 Hektar). Es ist nicht übertrieben, sie der Lüge zu bezichtigen. 2023 hörten wir von der Regierung, dass „unser Land der NATO-Allianz verpflichtet ist“, obgleich sie sagten, dass sie Sinjajevina nicht mehr als militärischen Bereich nutzen würden. Leider hat nicht einer der grob 20 Minister in der montenegrinischen Regierung ihre Verpflichtungen gegenüber den Bürgern von Sinjajevina oder Montenegro erwähnt.

Wir sind uns seit Jahren bewusst, dass wir einen extrem ungleichen Kampf führen. Unsere Stärke liegt darin, dass wir für eine gerechte Sache kämpfen, zusammen mit vielen anderen in unserem Land, in der Balkan-Region und auf der ganzen Welt, die uns die Solidarität angeboten haben, die uns hilft, weiterzumachen. Wie David der Schäfer stellten sich die Schäfer vonSinjajevina gegen Goliath und gaben nicht auf. Wir sind vereint und entschieden, weil wir wissen, dass wir nur durch Einheit gewinnen können. Unser Kampf – wie der Kampf hunderter ähnlicher Bewegungen – ist schwierig, aber gerecht. Wir wollen unser Land als Land zum Leben bewahren, wie das dank der örtlichen Community der Fall war, und es nicht zu einem Land des Todes und der Vernichtng werden lassen. Sinjajevina war jahrhundertelang ein Hirte für seine Schäfer, und jetzt ist die Zeit, die Schulden zurückzuzahlen.

Heutzutage liegt die größte Stärke der Menschheit in kleinen Bewegungen, die Einzelpersonen, örtliche Communities und indigene Völker, die die wahren Verteidiger des Planeten Erde sind, zusammenbringen. Ist es nicht Heuchelei, auf dem Mars nach Leben zu suchen, während Kriege und irrationale Ausbeutung der Bodenschätze blühendes Leben auf der Erde zerstören?

Für indigene Völker ist der Planet Erde ein Kernteil ihrer Identität. Das kann aber nicht für andere Mitglieder anderer Nationen gesagt werden. Das wird immer mehr zu Konflikten mit dem vorherrschenden Sozialsystem führen: neoliberaler Kapitalismus mit dem herrschenden Paradigma „leben um zu konsumieren“, selbst wenn das Konsum des Landes und der Natur bedeutet, die andere Menschen ernähren; in diesem Fall uns Sinjajevinaner. Heutzutage ist jeder eine Stimme. Jedes Individuum ist eine Bewegung an sich. Und jeder von uns sollte eine Mission und Vision haben: die Bewahrung des Planeten Erde und Frieden darauf. „Ich“ allein kann das nicht erreichen, aber „wir“ können das. Gemeinsam - versammelt um ein Ziel für eine gerechte Gesellschaft, Gleichheit, Toleranz, Frieden und natürlich eine gesunde Umwelt (da das nur in einer solchen Umwelt möglich ist) – können wir überleben. Wir müssen in Harmonie mit der Natur leben, nicht gegen sie. Wir sollten den Erhalt der Natur als Priorität haben, vor dem Erwerb des Wissen darüber. Für den Wissenserwerb ist immer Zeit, aber für die Rettung unseres Planeten ist keine Zeit mehr übrig – es ist eine Sache auf Leben und Tod.

Wenn wir die Natur wie eine Person behandeln, werden wir in der Lage sein, mit Pflanzen, Tieren und Dingen zu sprechen, nicht nur mit Menschen, und uns alle zu retten als das, was wir sind. Eine Person kann ein Gefährte für alles, jeden Gegenstand oder jedes Lebewesen sein. Deshalb müssen wir die geheime Sprache der Natur lernen. Die Natur kann nicht lügen, aber sie versteckt sich gerne. Darum hören Menschen nie auf zu fragen, und die Natur antwortet immer. Lao Tzu sagt „die Natur spricht mit wenigen Worten, daher dauert eine Hurrikan keinen ganzen Morgen und ein Platzregen dauert nicht den ganzen Tag“.

Wenn wir nicht mit der Erde, mit uns selbst und solidarisch miteinander leben, dann fürchte ich, dass wir keine zweite Chancebekommen, noch nicht einmal auf dem Mars.

Lasst uns Frieden über Krieg erklären, gewaltfrei kämpfen, um ihn zu beseitigen, und zu Kriegern für den Frieden werden. Lasst Solidarität unsere Waffe sein, mit der wir direkt den Kern des Bösen schlagen. Unsere Solidarität allein kann der Stein sein, der Goliath besiegt, genauso wie David es machte.

Informationen zur Autorin

Milan Sekulović ist ein montenegrischer Journalist, Umwelt- und Friedensaktivist. Geboren und aufgewachsen auf den Weiden des Sinjajevina Berges kämpft er heute für deren Schutz. Er absolvierte in der Fakultät der Politischen Wissenschaften in Podgorica innerhalb eines Journalismus-Programmes. Während seiner beruflichen Laufbahn als Journalist behandelt er vorwiegend Angelegenheiten bezüglich Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit. Seit 2018 ist er ein ziviler Aktivist und kämpft gegen die Militarisierung des Sinjajevina Berges sowie für den Schutz der Gebirgsregionen in Montenegro.

 

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About the authors

Milan Sekulović ist ein montenegrischer Journalist, Umwelt- und Friedensaktivist. Geboren und aufgewachsen auf den Weiden des Sinjajevina Berges kämpft er heute für deren Schutz. Er absolvierte in der Fakultät der Politischen Wissenschaften in Podgorica innerhalb eines Journalismus-Programmes. Während seiner beruflichen Laufbahn als Journalist behandelt er vorwiegend Angelegenheiten bezüglich Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit. Seit 2018 ist er ein ziviler Aktivist und kämpft gegen die Militarisierung des Sinjajevina Berges sowie für den Schutz der Gebirgsregionen in Montenegro.

 

Milan Sekulović ist ein montenegrischer Journalist, Umwelt- und Friedensaktivist. Geboren und aufgewachsen auf den Weiden des Sinjajevina Berges kämpft er heute für deren Schutz. Er absolvierte in der Fakultät der Politischen Wissenschaften in Podgorica innerhalb eines Journalismus-Programmes. Während seiner beruflichen Laufbahn als Journalist behandelt er vorwiegend Angelegenheiten bezüglich Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit. Seit 2018 ist er ein ziviler Aktivist und kämpft gegen die Militarisierung des Sinjajevina Berges sowie für den Schutz der Gebirgsregionen in Montenegro.

 

Milan Sekulović ist ein montenegrischer Journalist, Umwelt- und Friedensaktivist. Geboren und aufgewachsen auf den Weiden des Sinjajevina Berges kämpft er heute für deren Schutz. Er absolvierte in der Fakultät der Politischen Wissenschaften in Podgorica innerhalb eines Journalismus-Programmes. Während seiner beruflichen Laufbahn als Journalist behandelt er vorwiegend Angelegenheiten bezüglich Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit. Seit 2018 ist er ein ziviler Aktivist und kämpft gegen die Militarisierung des Sinjajevina Berges sowie für den Schutz der Gebirgsregionen in Montenegro.

 

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