Alternatives Sozialforum in Caracas

Parallel zu dem offiziellen "polizentrischem" Weltsozialforum in Caracas, das von der Regierung Chavez, der nationalisierten ä–lgesellschaft PDVSA und sogar dem Hilton Hotel in Caracas gesponsort wurde, fand ein Alternatives Sozialforum statt, organisiert von anarchistischen und anti-autoritären Gruppen in Venezuela, und ohne Subventionen, ohne Kompromisse mit der Macht. Die meisten TeilnehmerInnen sahen es wohl weniger als eine Gegenveranstaltung, sondern als eine willkommene Ergänzung zum offiziellen Weltsozialforum, und viele beteiligten sich an beiden Veranstaltungen -- auch die War Resisters' International.

Das alternative Forum disku- tierte nicht nur Themen, die vom offiziellen Forum ausgelassen worden waren -- Militarismus in Venezuela (offensichtlich ein Thema, das in einem Land, in dem der Präsident selbst ein Militär ist nicht willkommen ist), die sozialen und ökologischen Folgen der ä–l- und Kohleproduktion in Venezuela, im wesentlichen für den Weltmarkt, Menschenrechte in Venezuela oder Anarchismus in Kuba, um nur wenige zu nennen. Wichtiger ist, dass das alternative Forum sich wirklich in eine Diskussion begeben hat, anders als häufig bei Diskussionen des offiziellen Forums zu sehen war, die sich nicht sehr von Konsumorientierung unterschieden, eben nur in einer "linken" Variante, mit Hunderten, die vorgeblich intelligenten Reden zuhören, doch mit wenig Raum, sich selbst einzubringen.

Doch das alternative Forum war auch ein Ort der Kritik des offiziellen Sozialforum-Prozesses, und der "Institutionalisierung des Weltsozialforums, die zu seiner Degeneration in dem halben Jahrzehnt seiner Entwicklung geführt haben. Diese Bürokratisierung des WSF widerspricht seiner Entstehungsgeschichte und den ursprünglichen Prinzipien, die von einer Versammlung von verschiedenartigen und heterogenen Bewegungen sprachen, einer 'Bewegung der Bewegungen'. In seiner jetzigen Entwicklung dient das WSF dazu, eine Serie von Führern, Regierungen, Institutionen, Nichtregierungsorganisationen und linken politischen Parteien mit relativ grosser wirtschaftlicher Macht und Resourcen nach vorne zu katapultieren und zu legitimieren; das hat die Konsequenz, diese Interessen zu fördern und radikalere und 'Minderheits' bewegungen weiter zu marginalisieren. Eine der Prioritäten des Alternativen Sozialforums war die Schaffung eines autonomen Raumes für die Entwicklung und Verbindung verschiedener lokaler Bewegungen, deren unterschiedliche Sichtweisen Alternativen zu dem aufgezwungenen Diskurs und Manichäismus, die Venezuela in den letzten Jahren charakterisiert haben, darstellen", so die OrganisatorInnen des alternativen Forums. Es war dann auch keine äœberraschung, dass die politische Polizei das Alternative Sozialforum beobachtet hat.

Natürlich waren es nicht Zehntausende, die sich am alternativen Forum beteiligten, aber wohl Hunderte. Doch wichtiger ist, dass eine Gemeinschaft geschaffen wurde, und das die Vernetzung real war, was hoffentlich bleibenden Wert haben wird, und zur Schaffung von etwas wirklich Neuem beitragen wird.

Andreas Speck

www.fsa.contrapoder.org.ve

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